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Ich kämpfe mit Gott, und er segnete mich.

Jonas alleine im Zimmer
die Hände zu Fäusten geballt
er weint aus Trauer
Wut
Zorn
Ratlosigkeit
Verzweiflung
Er weint
aus Verachtung vor sich selbst.

„Gott,
wie lange habe ich gerungen
gebetet
dich angefleht
dass das Suchen ein Ende hat?
Wie oft?
Wie lange?

Und du schenktest mir Mathias
Jetzt warf ich ihn weg
aus Angst ,
dass mich die Freunde
Arbeitskollegen
Familie
verstossen,
wenn sie erfahren, dass ich einen Freund hab,
den ich mehr liebe als eine Frau ich je lieben
kann.

Und wegen dir, weil es dir ein Greuel ist, wenn
ein Mann , einen Mann liebt.
Nur deswegen
warf ich Mathias weg
wie ein Stück Scheiße.
Ich ekle mich vor mir selbst.
ich elender
eigensüchtiger Schweinehund.

Du hast uns doch zusammen geführt
oder nahm ich ihn mir einfach?
Wie auch immer.

Gott,
es war eine schöne Zeit mit ihm,
eine Zeit,
die ich nie mehr missen möchte.

Sag,
warum können wir nicht zusammen bleiben?
Ist es wirklich gegen deinen Willen
wenn zwei Männer sich lieben?
Ist es wirklich ein so großes Ärgernis
für dich
dass du mich für immer verstösst?

Nein,
das glaube ich nicht
das kann nicht sein.
Wozu hast du denn die Liebe erschaffen
damit du dir gefällst?

Gib du mir doch einen plausiblen Grund
warum darf ich Mathias
oder sonst ein Mann nicht lieben?

Was hast du dagegen?
Bist du etwa eifersüchtig?

Du hast uns doch nach deinem Ebenbild erschaffen
Verträgt es dein Bild nicht,
dass zwei Männer sich lieben
ist das für dich wirklich so abstoßend?

Gott,
das kann ich nicht glauben!

Seit meiner Jugend
bedrängen sie mich
seit meiner Jugend
beschimpfen sie mich,
ich sei ein Sünder,
für Gott Abschaum
seit meiner Jugend
umkreisen sie mich
legen mir die Hände auf
und lassen von mir nicht ab.

Gott,
sie meinen,
ich soll es nur eingestehen,
dass ich krank sei.
Jeder Kranke,
der seine Krankheit nicht annimmt
könne nicht geheilt werden,
so sei das auch bei mir.

Gott,
du bist Zeuge
wie oft ging ich zum Arzt.
Ich hielt ihr Geschwätz nicht mehr aus,
lies über mich beten,
nahm die Medikamente,
so wie sie mir verordnen wurden.
Bettete und Fastete, bis ich geheilt wurde
von dieser Pest.

Gott,
ich kann ahnen,
was du für eine Angst im Ölberg
durchgemacht hast.
Dieselbe Angst hatte ich vor dir
und deiner Hand
nur schon beim Gedanken
ich bin schwul
ganz zu schweigen
nach einer Nacht
der Zärtlichkeit und Liebe

Du schweigst?
Du schweigender Gott
wo bist du?
Sieh endlich mein Elend sieh und handle.
Nach einer Nacht am Lagerfeuer
eng umschlungen
voller Zärtlichkeit und Liebe.

Kniend vor dem Kreuz
Schaute ich in sein strahlendes Gesicht
und hörte ihn sagen:
„Gelobt seiest du mein Gott
für die Gesegnete Nacht".

Berlin 2004 / Bregenz 2007 jch